Fairtrade: Konditionen, Standards, Mischprodukt und Mengenausgleich
Fairtrade ist ein eingetragenes Markenzeichen der Fairtrade Labelling Organization International (FLO). In Deutschland wird die Organisation von TransFair als „Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt“ vertreten.
Konditionen für Bauern und Plantagenarbeiter
Der Name Fairtrade und das damit verbundene FLO-Gütesiegel sind in Deutschland die bekanntesten Zeichen für fairen Handel. Laut TransFair sind aktuell ca. 1,7 Millionen Bauern und Plantagenarbeiter aus 75 Ländern durch die Fair-Trade-Organisation zertifiziert.
Neben besseren, stabilen Preisen erhalten zertifizierte Bauern und Arbeiter die sogenannte Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Mit der Prämie hilft die Organisation bei der Umsetzung von Projekten im Bereich Bildung und Gesundheit. Sie kann außerdem z.B. zur Verbesserungen der Wohnsituation für Arbeiter oder Projekte zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität genutzt werden.
Kriterien für die Zertifizierung
Fairtrade hat sogenannte Standards als Kriterien zur Zertifizierung erarbeitet. Diese bestehen aus Kernanforderungen und sogenannten Entwicklungs-Indikatoren.
Die Kernanforderungen sind verpflichtende Kernkriterien und spiegeln die Grundwerte der Organisation wider. Sie müssen erfüllt werden, um die Zertifizierung zu erhalten. Werden bei den Kontrollen Abweichungen erkannt, müssen diese umgehend korrigiert werden. Andernfalls droht der Entzug der Zertifizierung.
Nach der Zertifizierung müssen innerhalb von drei bis sechs Jahren die Entwicklungsanforderungen erfüllt werden. Sie sind weitreichender und individuell an die herrschenden Gegebenheiten angepasst.
Für das Siegel gibt es zudem spezifische Standards für jeden Rohstoff.
Die Fairetrade-Standards
Soziale Standards
- Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit
- Geregelte Arbeitsbedingungen (z.B. Zugang zu Trinkwasser, medizinsicher Versorgung)
- Organisation in demokratischen Gemeinschaften und Förderung gewerkschaftlicher Organisation
- Diskriminierungsverbot (verboten sind auch Tests, die Diskriminierung hervorrufen könnten, z.B. HIV-Tests, Schwangerschaftstests)
Ökologische Standards
- Förderung des Bio-Anbaus durch den Bio-Aufschlag
- Verbot von gefährlichen Pestiziden und gentechnisch verändertem Saatgut
- Schutz natürlicher Ressourcen (Waldrodung für neue Ackerflächen ist nicht erlaubt)
- Umweltschonender Anbau (z.B. Schutz der Biodiversität, nachhaltige Energie- und Wassernutzung, Müllvermeidung)
Ökonomische Standards
- Vorfinanzierung von Projekten
- Nachweis über Waren- und Geldfluss
- Transparente, langfristige Handelsbeziehungen
- Bezahlung von Mindestpreis und Fairtrade-Prämie
Mischprodukte
Ein Mischprodukt bezeichnet jedes Produkt, das aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt wurde, zum Beispiel Vollmilchschokolade, Kekse oder Eis.
Damit ein Mischprodukt das Siegel tragen darf, müssen alle Zutaten, die als entsprechend zertifizierte Rohstoffe verfügbar sind, auch wirklich von zertifizierten Farmern beschafft werden. Insgesamt müssen 20% der Zutaten (Gewicht oder Volumen) des Endproduktes Fairtrade-Rohstoffe sein, damit ein Mischprodukt das Siegel tragen kann.
Der Anteil wurde 2011 von 50 % auf 20 % gesenkt. Das Siegel ist bei sogenannten Mischprodukten und Produkten mit Mengenausgleich mit einem zusätzlichen Pfeil gekennzeichnet.
Kein Mengenausgleich
Keinen Mengenausgleich gibt es zum Beispiel bei Kaffee Bananen und Reis: Das Produkt besteht aus nur einer Zutat, stammt von einer zertifizierten Plantage und ist physisch rückverfolgbar.
Kaffee zum Beispiel trägt das einfache Fairtrade-Siegel und besteht zu 100 % aus fair gehandeltem Kaffee gemäß der entsprechenden Kriterien und Standards.
Mengenausgleich
Bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee gibt es den sogenannten Mengenausgleich, weil die Rückverfolgbarkeit nicht garantiert werden kann. Hersteller dürfen bei der Verarbeitung Fairtrade-Rohstoffe und konventionelle Rohstoffe mischen.
TransFair vergleicht den Mengenausgleich mit dem Ökostrom-Prinzip: Aus der Steckdose kommt ein Energiemix aus Ökostrom und konventionellem Strom. Ähnlich enthalten Produkte mit Mengenausgleich „fairen“ und „unfairen“ Rohstoff. Die Produzenten verpflichten sich zum Kauf eines bestimmten Anteils an Fairtrade-Rohstoff, können diesen aber beliebig in ihrer Produktion einsetzen.
Das bedeutet: Der Konsument hat beim Kauf eines Produktes mit Mengenausgleich nicht zwangsläufig (zu 100 %) einen Artikel mit fair gehandelten Rohstoffen in der Verpackung.
Spezial-Siegel
Fairtrade umfasst weitere spezielle Siegel, die sich teilweise stark hinsichtlich ihrer Bedingungen auf Ebene der Herstellung oder Verarbeitung unterscheiden. Einige Beispiele: Das Produkt-Siegel für Textilproduktion, das Siegel für Kosmetikprodukte mit Fairtrade-Inhaltsstoffen oder das Siegel für Gold.
Außerdem gibt es bei dieser Fair-Trade-Organisation folgende Rohstoff-Siegel: Cocoa (Kakao), Sugar (Zucker) und Cotton (Baumwolle).
Quellenverzeichnis
- Fairtrade Deutschland, https://www.fairtrade-deutschland.de, abgerufen am 18.11.2020.