Hammam: Badekultur des Nahen Ostens

HamamEin Hammam oder auch Hamam bezeichnet ein öffentliches Badehaus oder eine Badeanstalt, die vor allem in den Gebieten des ehemaligen Osmanischen Reichs vorkommen. Die Badehäuser gelten als wichtiger Bestandteil der Bade- und Körperkultur. Hierzulande ist der Hammam auch unter den Begriffen Orientalisches Bad und Türkisches Bad bekannt. (1)

Ursprung

Der Ursprung des Hammams liegt im Orient. Die Badekultur hat sich über die Jahrtausende entwickelt. (2) Die Existenz der Bäder wurde durch archäologische Funde bereits in die umayyadischen Periode, 7. und 8. Jahrhundert n.Ch., datiert. Historische Texte erzählen von den Hammams, die in mehreren eroberten Städten erbaut wurden. Dabei haben sich kulturelle Unterschiede in den verschiedenen Regionen Nordafrikas, des Nahen Ostens und des arabischen Raumes eingespielt. (1)

Kulturelle Bedeutung

Die Gesamtwaschung spielt in der islamischen Kultur eine zentrale Rolle, sodass Bauherren die Hammams oft als Nebengebäude der Moscheen errichteten. Um die Moscheen und Badehäuser bildeten sich ganze Stadtquartiere. Somit gewannen die Hammams neben der Mosche automatisch an Bedeutung und an Beliebtheit. Noch heute ranken sich Märchen, Mythen und Legenden um diese Orte. (1)

Türkische Badehäuser in Deutschland gelten als ein Ort der Ruhe und Entspannung. Traditionell ist ein Hammam jedoch nicht nur zur Reinigung und Pflege des Körpers gedacht, sondern dient dem Volk auch als Kommunikationstreffpunkt. In entspannter Atmosphäre wird Klatsch und Tratsch ausgetauscht. (2)

Die Reinigungszeremonie

Das Reinigungsritual hat sich bis auf wenige regionale Einflüsse kaum verändert. Nach dem Entkleiden im Camekan – ein Umkleideraum – wickelt sich der Badegast ein Pestemal – ein traditionelles Badetuch – um den Körper. Danach führt ein Tellak – ein Bademeister – seine Gäste durch die Zeremonie. (2) Das Ritual in einem europäischen Hammam nach türkischem Vorbild läuft wie folgt ab:

Der AblaufHammam

  1. Die erste Reinigung besteht im Wesentlichen aus einer Dusche oder einem Bad mit klarem Wasser. Hier wird der oberflächliche Schweiß und Dreck entfernt.
  2. Danach erfolgt die Reinigung im ersten Raum – dem Sogukluk –, in dem sich ein Kräuterdampfbad befindet. Es ist auf 35 Grad Celsius temperiert. Die Wärme öffnet die Poren der Haut und entspannt die Muskeln. Nach circa 10 bis 15 Minuten wird der Körper mit lauwarmem Wasser abgespült.
  3. Im zweiten Raum geht das Ritual mit dem Kese – ein Peelinghandschuh –, weiter. Der Handschuh entfernt die abgestorbenen Hautzellen, indem der Körper von unten bis oben kräftig abgerieben wird. Es folgt ein Begießen des Körpers mit lauwarmem Wasser.
  4. Im dritten Raum – dem Sicaklik – erfährt der Gast Erholung. Dies geschieht im Liegen oder im Sitzen in 35 Grad Celsius warmem Wasser.
  5. Der vierte Raum – der Bingül – dient dem intensiven Schwitzen. Im 45 Grad Celsius heißen Kräuterdampfbad setzt die Entschlackung und Entgiftung des Körpers ein.
  6. Im fünften Raum – dem Lif – erfolgt ein zweites Peeling mit Seife. Der Schaum wird danach wieder mit lauwarmem Wasser abgespült.
  7. Im sechsten Raum befindet sich der Nabelstein. Der gewärmte Stein dient zur Erholung nach der Zeremonie. Hier kann sich der Gast hinlegen und entspannen. (3)

Je nach Standort und Kultur des Badehauses finden sich Unterschiede in den einzelnen Abschnitten des Rituals. Aber alle Hammams laden den Gast am Schluss der Zeremonie ein, bei einem Glas Tee zu verweilen.


Quellenverzeichnis

  1. Wikipedia, Hamam, https://de.wikipedia.org/wiki/Hamam , abgerufen am 14.10.2020
  2. Gesundheit.de, Hammam, https://www.gesundheit.de/wellness/sanfte-medizin/kuren-und-medical-wellness/hammam , abgerufen am 14.10.2020
  3. Hammam Bern, https://www.hammam-bern.ch/gutzuwissen.asp , abgerufen am 14.10.2020

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RR

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